Franziskaner in Dorsten

Franziskaner in Dorsten


Brüder im Ruhestand

„Ich gehe nicht in den Ruhestand, sondern in einen ruhigeren Stand.“ 
Das sagte ein Bruder bei seiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst vor seinem Umzug ins Seniorenkloster nach Dorsten.

Er ist, wie auch die anderen Brüder der Dorstener „Seniorengemeinschaft“ dankbar, dass er Verantwortung abgeben durfte. Nun muss er am Beginn des Tages nicht mehr fragen: „Was muss ich heute tun?“ Er kann sich vielmehr fragen: „Was will ich heute tun?“ – vielleicht sogar: „Was darf ich heute tun?“

Diese Veränderung fördert ein Lebensgefühl, das einem alten Menschen gut tut. Für fast jeden in der Dorstener Gemeinschaft hatte das Leben Aufgaben bereit, die sie in die Pflicht nahmen, die es zu tun galt, die aber auch Glück und Erfüllung schenkten und Verbundenheit mit Menschen mit sich brachte, die guttat.

Doch irgendwann heißt es in jedem Leben Abschied nehmen, Aufgaben in andere meist jüngere Hände zu übergeben im Vertrauen: „Was ich über viele Jahre gut gemacht habe, das führt jetzt ein anderer fort, wenn auch vielleicht ganz anders als ich. Was bleibt, ist die gute Erinnerung an Ort, Menschen und Aufgabe – und hoffentlich auch manche gute Erinnerung der Menschen an mich.

Und jetzt bin ich im „Ruhestand“ – oder im ruhigeren Stand, gemeinsam mit anderen. Da gibt es schon Eingeübte, die seit Jahren im Ruhestand leben und zufrieden sind. Und es gibt andere, die das jetzt erst einmal lernen müssen. Was dabei helfen kann ist die Beschäftigung mit der Frage:  „Was kann ich erst jetzt?“ Was ermöglicht mir der Ruhestand, was vorher in meinem Leben nicht zum Zuge kommen konnte? Was ist jetzt „dran“?

Die Frage mag überraschen. Aber sie hat das Potential, glücklich machende Antworten zu finden! Erst jetzt kann ich zum Beispiel

-        Gelassenheit zeigen und fünf gerade sein lassen,

-        über meine eigenen Schwächen schmunzeln,

-        mir Zeit nehmen für Dinge, die ich immer schon mal tun wollte,

-        mich frei fühlen vom Diktat der Zeit,

-        die Schönheit der Natur ohne Zeitdruck genießen

-        und vieles mehr.

Es versteht sich von selbst, dass zu einer solchen Seniorengemeinschaft auch einer gehört, der die Verantwortung trägt, der die Gemeinschaft leitet und begleitet, der Sorge trägt für ein gelingendes Miteinander. Und der darf getrost ein paar Jahre jünger sein.

Wie wir leben

„Wie lebt denn so ein Mönch“? Oft hören wir diese Frage. Gemeint ist: Wie lebt ihr denn so im Kloster? Was tut ihr den ganzen Tag? Ihr könnt doch nicht den ganzen Tag beten, das hält ja kein Mensch aus! Müsst ihr den ganzen Tag schweigen? So und ähnlich lauten die Fragen. Wir erzählen einfach mal, wie unser Tag aussieht:

Da wir ein Seniorenkloster sind, fangen wir morgens nicht „in aller Herrgottsfrühe“ an, sondern um 7,30 Uhr. Da treffen wir uns in unserer Hauskapelle und beten gemeinsam das Morgenlob. Das Morgenlob, offiziell heißt es „Laudes“, besteht aus einem Hymnus, gefolgt von drei Psalmen.  Dann folgt eine Schriftlesung, an jedem Tag der Lobgesang des Zacharias aus dem Lukasevangelium und Fürbitten. Dieses Morgenlob dauert ca. 15 Minuten.

Danach frühstücken wir gemeinsam. Um 10.00 Uhr treffen wir uns in der Kirche, in der wir gemeinsam mit Menschen aus der Stadt die Eucharistie feiern. Das ist ein zentraler und wichtiger Punkt in unserem Tageslauf.

Um 12.00 Uhr beten wir ein Mittagsgebet mit drei Psalmen und treffen uns anschließend im Speiseraum des Klosters, dem sogenannten „Refektor“ (nach Wikipedia: von lat. ,refectorium', ‚Ort der Erquickung', zu reficio ‚wiederherstellen, sich erholen, erfrischen') zum Mittagessen. Anschließend genießen die meisten ein Mittagsschläfchen, das tut „älteren Herren“ gut; andere gehen in die Natur, um – je nach Fitness – zu wandern oder spazieren zu gehen.

Ein drittes Mal treffen wir uns um 18.30 zum gemeinsamen Gebet der Vesper (Kirchliches Abendgebet) und essen anschließend gemeinsam zu Abend.

Am Abend treffen wir uns zweimal in der Woche (Sonntag und Donnerstag) zu einer Rekreation – schon wieder so ein Fremdwort. Es meint eine gemeinsame Zeit der Erholung (re-creare = neu erschaffen, auffrischen). Da sitzen wir beieinander, reden über Gott und die Welt, diskutieren Themen, die Kirche und Welt und somit auch uns bewegen. Das tun wir übrigens auch oft bei den Mahlzeiten.

Und die übrige Zeit? Da geht jeder seinen Aufgaben nach oder auch dem, was er sonst gerne tut: lesen, schreiben (Peter und Heribert auch für Veröffentlichungen), basteln (Richard „näht“ z.B. Mäuse), kochen (wenn unsere Köchin Frau Klaphek frei hat), wandern oder spazieren gehen, Radio hören, fernsehen, lesen: Theologisches, Artikel und Bücher zu Themen von Kirche, Welt und Bibel - durchaus auch  Belletristik, Romane oder Sachbücher, nicht zuletzt meditieren und beten.

Langeweile bekommt so schnell keiner von uns im Seniorenkloster.

Was wir (auch noch) tun und anbieten

    o Gottesdienstaushilfe auswärts

    o Beichtgelegenheit und Seelsorgsgespräche

    o auswärts:  Vorträge, Kurse, Exerzitien

    o Medienseelsorge:

       Br. Peter ist Redakteur der Zeitschrift  „Bruder Jordans Weg“.

      P. Heribert ist schon seit über 40 Jahren Mitarbeiter an der Zeitschrift „Der Prediger und Katechet“.

      Beide schreiben  auch Bücher.



Gedanken zum Ruhestand


  • Mit dem Altwerden ist es wie mit „auf einen Berg steigen“: Je höher man steigt,

          desto mehr schwinden die Kräfte – aber umso weiter sieht man.  
             Ingmar Bergmann

  • Das Alter hat die Heiterkeit dessen,   der seine Fesseln los ist und sich nun frei bewegt.

             Arthur Schopenhauer

  • Alt werden will jeder, älter werden niemand.         Verfasser unbekannt
    Wenn man genug Erfahrungen gesammelt hat,  ist man zu alt, um sie auszunutzen.
       
    William Somerset M
  • Männer kommen in die besten Jahre, wenn ihnen auffällt,  dass ihre Schulfreunde
    die Haare verlieren.   
    Alec Guinnes
  • Wenn man die Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es umsonst, sie anderswo zu suchen.           La Rochefoucauld

                                                                                                                                                                             http://www.spruecheportal.de/ruhestandssprueche.php 


Die einzelnen Brüder


                        als Gemeinschaft

                                                Paulus,          Tobias       Arnold   Franz Josef   

             Heribert     Richard           Lutwin            Peter                    Thomas




einzeln

  • Franz Josef Mohn

ist mit 93 Jahren der Senior der Gemeinschaft. Seit 1950 Franziskaner und seit 1956 Priester. Er war seitdem an mehreren Orten Deutschlands in verschiedenen Sparten der Seelsorge tätig: in Rietberg/Ems, Mühlen/Oldenburg, Attendorn/Sauerland, Bonn-Bad Godesberg und zuletzt von Dorsten aus in Lembeck.      


  • Richard Niewerde

ist mit 86 Jahren der Zweitälteste. Er ist seit 1955 Franziskaner. In seinen 66 Ordensjahren hat er als Schneider, Küster und Pförtner gearbeitet. Dabei lebte er in unseren Klöstern in Werl, Rietberg und Münster; besondere Entfaltungsmöglichkeiten hatte er in den Jahren in Berlin Wilmersdorf. Dort wirkte er als Küster an der von uns Franziskanern betreuten Pfarrkirche St. Ludwig in der Nähe des Ku‘damms. Zuletzt war er bis zur Auflösung des Klosters im Noviziatshaus der deutschen Franziskanerprovinz in Wiedenbrück Küster, Pförtner und Schneider.  


• Heinz Günther Hilgefort

Seit dem 14. Oktober 2021 gehört P. Heinz-Günther (81) zu unserer Dorstener Gemeinschaft. Er war schon einmal für 6 Jahre in Dorsten stationiert. Seit 1961 ist er Franziskaner, seit 1967 Priester. In den über 50 Jahren als Priester wirkte er unter anderem in verschiedenen Bildungshäusern unserer Ordensprovinz, als Wallfahrtsleiter in Werl und als Guardian in Warendorf und Wiedenbrück. Ein wichtiger Teil seiner Tätigkeit waren Vorträge und Exerzitien für Ordenschristen. Nicht zuletzt war P. Heinz Günther ein ausgezeichneter Organist. In den letzten 20 Jahren lebte und wirkte er als Seelsorger und Schulseelsorger bei den Franziskanerinnen in Thuine im Emsland. Eine schwere Coronaerkrankung verbannte ihn für drei Monate ins Krankenhaus und dort für lange Wochen auf die Intensivstation. Die Provinzleitung hat ihn nun in unsere Gemeinschaft nach Dorsten versetzt. Hier soll und will er langsam wieder gesund werden.  Noch ist er auf Sauerstoff angewiesen, kann aber in der Pastoral, besonders bei den Gesprächen und Gottesdiensten mitwirken.

  • Thomas Maria Folger

ist im 83. Lebensjahr genau in der Mitte von uns neun Brüdern. Seit 1959 ist er im Orden und seit 1965 Priester. Er hat in unterschiedlichen Aufgaben gewirkt, u. a. in Bad Godesberg als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Begleitung von Zivildienstleistenden. Thomas lebte und wirkte u. a. in den Klöstern Berlin-Tempelhof und Berlin Pankow, weiter Ottbergen bei Hildesheim, Halberstadt, Paderborn und Werl. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit in mehreren dieser Klöstern war die Krankenhausseelsorge. Wer seinen Namen bei „Youtube“ eingibt, bekommt zahlreiche Hörproben seiner selbst gedichteten und –komponierten Lieder. 



  • Arnold Hoheisel

ist mit 82 Lebensjahren der stellvertretende Hausobere und Ökonom unserer Gemeinschaft. Seit 1959 ist er Franziskaner und seit 1965 Priester. Nach Studienjahren in Bochum gehörte er die längste Zeit seines Ordenslebens den Kloster Dorsten an. Hier wirkte er über 40 Jahre als Studienrat für Religion und Englisch am Gymnasium Petrinum. Dabei wirkte er immer auch in den Seelsorgsaufgaben des Klosters mit. Von 1998 – 2007 lenkte er als Guardian die Geschicke des Dorstener Klosters. Durch sein handwerkliches Geschick hat er die technischen Einrichtungen unseres Hauses im Blick – und erspart dem Haus so manche teure Rechnung! 





  • Heribert  Arens

ist mit 80 Jahren seit Januar 2020 Mitglied im Kloster Dorsten. Er ist seit 1961 Franziskaner und seit 1967 Priester. Er hat unterschiedliche Aufgaben in unterschiedlichen Klöstern wahrgenommen: Provinzial der sächsischen Provinz (1983- 1989/1995-2001), Noviziatsleiter in Attendorn (1989 -1995), Dozent für Predigtkunde und Sprecherziehung an der Ordenshochschule in Münster und am Priesterseminar Paderborn, Guardian und Wallfahrtsleiter auf dem Hülfensberg/Eichsfeld (2001-2010) und anschließend in Vierzehnheiligen in Oberfranken (2010-2020). von 1979 bis 2012 war er Redakteur bei der größten deutschen Predigtzeitschrift „Der Prediger und Katechet“.




  •  Peter Fobes

ist mit 70 Jahren der Zweitjüngste der Gemeinschaft. Er ist im Januar 2020 aus dem Franziskanerkloster am Wallfahrtsort Neviges, dort war er u. a. Wallfahrtssekretär, nach Dorsten umgezogen. Franziskaner ist er seit 1981. Er lebte und wirkte in verschiedenen Klöstern und Aufgaben der damaligen Kölnischen Provinz. So war er u. a. in der Provinzverwaltung in Düsseldorf tätig. Im Mönchengladbacher Kloster lebte er mehrere Jahre im „Schatten des Borussia-Stadions nebenan“. Als Vertreter der Kölnischen Provinz trug er das Noviziatskloster der deutschen Franziskanerprovinzen in Wiedenbrück mit. Seit einigen Jahren ist er Redakteur der Zeitschrift bruder jordans weg, die vom Jordanwerk in Dortmund herausgegeben wird.




  • Tobias Ewald

ist mit 58 Jahren der Jüngste in der Gemeinschaft und trägt die Verantwortung als „Guardian“ (Hausoberer). Er ist seit 1984 Franziskaner und seit 1993 Priester. Bevor er nach Dorsten kam hat er an verschiedenen Orten gewirkt: er war 10 Jahre als Schul- und Internats-seelsorger am Franziskanergymnasium in Vossenack tätig. Als Pfarrer wirkte er in Euskirchen und München und als Guardian in Euskirchen, Düsseldorf und Dort-mund. Wenn er einmal wie die Hälfte seiner Dorstener Hausgenossen die 85 erreicht, ist das, was es von ihm zu erzählen gibt, um einiges erweitert.  


Unsere Mitarbeiterinnen

  •         Annette Bernhardt

Die Pforte und die Waschküche sind ihre Arbeitsfelder. Gerade an der Pforte ist sie das freundliche Gesicht des Klosters. Außerdem ist sie in der Sakristei für die Vor- und Nachbereitung der Gottesdienste zuständig. Die 62-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

  • Andrea Eversmann

ist 1969 geboren und von Beruf Hauswirtschafterin. Seit 2015 ist sie im Kloster mit verschiedenen Aufgaben (Pforte, Frühstück für Obdachlose, Raumpflege) beschäftigt. 

Am 1.1.2022 hat sie in der Nachfolge von Frau Klappheck ihren Dienst als Köchin begonnen. Auch wenn sie schon lange bei uns ist, heißen wir sie in dieser neuen Aufgabe herzlich willkommen! 

  • Ludmilla Baumbach

Seit 2016 arbeitet Frau Baumbach im Kloster. Ihr Aufgabenbereich sind Raumpflege und Reinigung in den Räumen des Klosters.





•   Elisabeth Klapheck

Die 86-jährige kochte viele Jahre für die 10-köpfige Franziskanergemeinschaft. Nicht nur an Festtagen zeigte sie ihr ganzes Können. 22 Jahren war sie im Franziskanerkloster als Köchin tätig und tat so manchen stillen Dienst unauffällig nebenher.

Zum Jahresende 2021 hat Frau Klapheck ihren Dienst für unsere Gemeinschaft beendet - mehr als verständlich angesichts der Zahl ihrer Lebensjahre. Mit großer Dankbarkeit haben wir sie verabschiedet. Wir werden ihr und sie wird uns verbunden bleiben.  D A N K E !




Das Dorstener Franziskanerkloster

 

Franziskaner in Dorsten 1488 bis heute


Abgesehen von zwei kurzzeitigen Zwangsauflösungen im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) und im Kulturkampf (1875), sind die Franziskaner seit 1488 in Dorsten und zwar an dem Platz, wo auch heute Kloster und Kirche stehen.

Im Jahre 1642 errichteten sie zusammen mit der Stadt Dorsten auf ihrem Klostergelände das Gymnasium Petrinum, das 1902 außerhalb des Klosterbereichs im Stadtgebiet neu eröffnet wurde.

Ein Jahr später, 1903, wurde ein Teil der Ordenshochschule (Philosophie und Fundamentaltheologie) der Provinz nach Dorsten verlegt. Das blieb so bis zur Zerstörung des Klosters und der Kirche am Ende des 2. Weltkrieges.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Kirche an der gleichen Stelle und das ehemalige Gebäude des Gymnasiums als Kloster wieder aufgebaut.

Die Hälfte des Grundstücks wurde 1977 an eine Kaufhauskette verkauft, auf dem verbleibenden Grundstück das jetzige Kloster und die Klosterkirche neu errichtet.

Wie die Gesamtbevölkerung unseres Landes sind auch die Ordensgemeinschaften von dem Problem der Überalterung betroffen. So ist seit einigen Jahren in unserer Ordensprovinz, die eine Vielzahl von Klöstern in ganz Deutschland umfasst, das Kloster in Dorsten vornehmlich als Bleibe für Senioren gedacht. Als Haus, in dem Franziskanerbrüder wohnen, die aufgrund des Alters aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind, aber dennoch viele und vielseitige seelsorgliche Aufgaben übernehmen.

Wir Franziskaner fühlen uns der Stadt Dorsten und ihren Bewohnern verbunden und hoffen, noch lange unseren Dienst hier tun zu können.

 

Architektur


Die Kirche und der Klosterneubau wurden in den Jahren 1977 und 1978 von dem Architekten Manfred Ludes unter Mitarbeit des Architekten Joachim Zschoch geplant und ausgeführt. Am 3. Oktober fand durch den Münsteraner Weihbischof Wilhelm Wöste die Weihe der Klosterkirche statt. Patronin ist die hl. Mutter Anna.

Manfred Ludes stellte sich die Aufgabe, sowohl ein Kloster zu entwerfen, das den Erfordernissen der heutigen Zeit entspricht, als auch den Platz neu zu gestalten, der sich in der Einmündung der Klosterstraße in die Lippestraße ergibt. So bildet heute die Kirche einen Blickfang aus den verschiedenen Richtungen. Die Gebäudeteile – Konvent [Wohnbereich], Pforte und Kirche – ragen rhythmisch in den Platz hinein. Durch die Verwendung natürlicher Mineralien für den Baustoff – gebrannte Ziegel, Naturschiefer, Holz und Beton – fügt sich der Gebäudekomplex harmonisch in das kleinstädtische Architekturbild ein.

 Bereits früh wurden die Künstler Paul Brandenburg für die Bildhauerarbeiten und Johannes Beck für die Fenster in die Planung einbezogen, so dass alle Gestaltungselemente aufeinander bezogen sind und sich Kloster und Kirche als Gesamtkunstwerk präsentieren.

 

Einzelne Kunstwerke


In der Kirche:

Der Grundriss bildet durch die Ineinanderfügung zweier Quadrate die Form eines achteckigen Sterns. Der Altar ist zur Mitte hingerückt, so dass sich die Gläubigen bei der Eucharistiefeier halbkreisförmig um ihn versammeln; seine achteckige Form greift den Grundriss der Kirche auf. Der Altar wurde, genauso wie die Tabernakelsäule, von Paul Brandenburg aus Muschelkalkstein geschaffen. Vom selben Künstler stammt auch das in Metall gegossene Kruzifix, das von der Decke herabschwebt; Jesus ist durch das geneigte Haupt als der Leidende gekennzeichnet; aber durch die Strahlen, die von seinen Wunden ausgehen und das Zentrum des Kreuzes umgeben, erweist er sich als Sieger über das Böse. Außerdem schuf Brandenburg den Kreuzweg in der Marienkapelle; in ihm ist als 13. Station eine Pietà aus der Zeit um 1500 eingefügt. Außerdem wird in der Kapelle ein kleines Marienbild verehrt; es ist in einen Steinfries eingebunden, den Brandenburg mit Symbolen der Lauretanischen Litanei geschmückt hat. (Zum Marienbild siehe unten eigener Text). An der rechten Wand der Kirche ist eine Steinfigur des hl. Franziskus von Assisi zu sehen. Die um 1500 entstandene Bildhauerarbeit stellt den Ordensgründer mit erhobenen Händen dar, in denen sich die Stigmata zeigen – die Wundmale, die ihn mit dem gekreuzigten Jesus in Verbindung bringen. Durch das sehr ausdrucksstarke Gesicht und den sorgfältig gearbeiteten Faltenwurf seiner Kutte erweist sich die Statue als ein Werk hoher künstlerischer Qualität. Für die Franziskaner ist es selbstverständlich, eine Darstellung ihres Ordensgründers in ihrer Kirche zu haben. Die Kirchenfenster des Künstlers Johannes Beck sind abstrakt gehalten; in ihnen leuchten die Farben Blau, Grün und Rot auf; sie stehen als Symbole für die Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, über die der Apostel Paulus schreibt: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13,13).


Im Konvent

Das Refektor [den Speiseraum] schmückt ein Kruzifix, das der Kölner Künstler Toni Zenz geschaffen hat. Der Patronin der Kirche und des Klosters, der heiligen Anna, sind zwei Figuren gewidmet: Im Gang vor der Sakristei befindet sich eine Holzskulptur, die die Dorstener Ursulinenschwester Paula (Tisa) von der Schulenburg geschaffen hat; die Mutter Anna hat ihre Tochter, die Gottesmutter Maria, auf dem Schoß und sie wiederum ihren Sohn, den Jesusknaben. Diese als Anna Selbdritt bezeichnete Darstellung gibt auch eine Holzskulptur in der Hauskapelle wieder; sie wird von Pater Werinhard Einhorn in die Zeit 1500 bis 1520 datiert. An der Gestaltung der Hauskapelle war Paul Brandenburg maßgeblich beteiligt; von ihm stammen die Kerzenleuchter, der Tabernakel und die Fassung des Ewigen Lichtes. Das Kruzifix an der Wand hinter dem Altar ist ein Werk des Franziskaner-Künstlers Bruder Gandulf Stumpe. Vor der Pforte stellt eine von dem Wiedenbrücker Künstler Bernhard Hartmann in Metall gegossenen Büste den Franziskaner Pater Gregor Janknecht (1829–1896) dar. Er stammte aus Holthausen, einem heutigen Ortsteil von Kirchhellen, und war Schüler im Petrinum, einem Gymnasium in Dorsten, das damals von den Franziskanern geleitet wurde. Die Büste ist eine Stiftung der Franziskaner aus der Herz-Jesu-Provinz, USA, die Pater Gregor gründet hat.

 

Das Marienbild und seine Geschichte

1680 vernahm hier in Dorsten der Franziskaner Pater Antonius Schirley, als er vor einem Marienbild betete, eine Stimme zu ihm sprechen: Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehret sein. Hardenberg ist das heutige Neviges, ein Stadtteil von Velbert. Pater Antonius brachte das Bild, einen kleinen Kupferstich, den er aus dem Gebetbuch „Himmlisch Palm-Gärtlein“ herausgetrennt hatte, zum Franziskanerkloster Hardenberg, und daraus entwickelte sich Neviges zum größten Marien-Wallfahrtsort des Erzbistums Köln. Aus einer anderen Ausgabe des „Himmlisch Palm-Gärtlein“ hat man ebenfalls das Marienbild herausgetrennt und im Dorstener Kloster zur Verehrung aufbewahrt. Leider wurde es 1981 gestohlen und ist jetzt durch eine Kopie ersetzt.


 

Kloster in der Fußgängerzone 

Nein, unsere Dorstener Fußgängerzone ist nicht zu vergleichen mit der anderer größerer Städte rundum wie Dortmund, Essen, Köln oder Düsseldorf. Aber Leben ist schon vor unserer Haustür:

Menschen gehen, bummeln oder hasten an unserem Haus vorbei, manche setzen sich für einen kleinen Plausch auf das Mäuerchen und die Bänke rund um die Inseln mit natürlichem Boden, aus denen die zwei großen Akazien wachsen. Kinder hüpfen voller Begeisterung auf dem kleinen Trampolin, das direkt vor den Fenstern unserer Sakristei zum Hüpfen einlädt. Im übrigen sind unsere Nachbarn die Bekleidungsgeschäfte Sinn sowie H&M, Bäckerei Imping, ein türkischer Kiosk, und auf der anderen Straßenseite Tschibo, ein Optiker, Drogerie Rossmann, Parfümerie Pieper und die Buchhandlung König. Zum Marktplatz mit dem alten Rathaus sind es gerade mal 2 Minuten. Wir sind also mitten drin.

Im Erdgeschoss unseres Hauses sind verschiedene Ladenlokale, die aber allesamt leer stehen, die nur teilweise für Ausstellungen oder andere Veranstaltungen genutzt werden. Die ursprüngliche Idee war, durch die Geschäfte Menschen anzulocken, die vielleicht nach dem Einkauf noch unserer sympathischen kleinen Kirche einen Besuch abstatten.

Diese Kirche ragt geradezu in die Fußgängerzone hinein. Wenn man vom Lippetor kommend durch die Fußgängerzone geht, läuft man direkt auf unsere Kirche zu, als wäre sie das Ziel. Das war wohl die Idee beim Bau der Kirche und des Klosters: mitten unter den Menschen sein, offen für sie sein, offene Ohren haben, wenn sie mit ihren Anliegen bei uns anschellen. Dabei waren besonders auch die im Blick, die wie zufällig beim Gang durch die Fußgängerzone den Wunsch verspüren, neugierig oft oder auch interessiert, mal hereinzuschauen. Und dann stehen sie fasziniert in unserer Kirche, in einer Atmosphäre der Stille, die einlädt, sich einfach mal hinzusetzen und ruhig zu werden. Das tut gut.

Damit die Menschen den ganzen Tag über die Möglichkeit haben, hereinzukommen, vielleicht auch eine Kerze zu entzünden, ist die Marienkapelle dafür den ganzen Tag geöffnet. Sie ist mit einem großflächigen Gitter von der Kirche getrennt, sodass man den ganzen Kirchenraum im Blick hat. Hier können sie eine Kerze entzünden für ihre Anliegen, und ihre Anliegen können sie auch in ein Buch schreiben, das auf einem Ständer ausliegt. Wir Franziskaner nehmen die dort verzeichneten Anliegen täglich in unser Gebet.

Manche Angebote, die wir hier machen konnten, als mehrere jüngere Priester im Kloster lebten, sind heute für unseren Seniorenkonvent nicht mehr machbar. Aber den Menschen im Gespräch zuhören, ihnen Mut zum Leben machen, mit ihnen Gottesdienste feiern und ihre Anliegen ins Gebet nehmen, das können wir auch heute noch, und das tun wir auch – und zwar gern!




In jüngerer Zeit (seit 2015) verstorbene Brüder



P. Paulus (Klemens) Lammers    gestorben am   04. 02. 2022

*9. 4. 1936 - +4. 2. 2022

„Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt“

 (Lothar Zenetti) 

Das Zenetti-Wort hat P. Paulus vor einiger Zeit aufgeschrieben mit dem Zusatz „Wahlspruch für Totenzettel und Totenbrief“. In der vergangenen Nacht hat Bruder Tod bei P. Paulus angeklopft und ihn im Sterben zum Leben geleitet. Nun ist er in der Nähe dessen, der ihm in der Taufe seine Nähe zugesagt hat, dem er als Franziskaner und Priester gedient hat, der ihm Quelle des Lebens und der Hoffnung war. P. Paulus wurde am 9. April 1936 als Sohn der Eheleute Elisabeth und Josef Lammers in Holthausen (jetzt Laer) geboren. Dort erlebte er seine Kinder- und Jugendzeit und war Messdiener in der nahegelegenen Pfarrkirche. Hier begegnete er während einer Volksmission den Franziskanern. Am 20. April 1951 kam er in das Franziskanerkolleg St. Ludwig hinter der holländischen Grenze: „So kam ich nach St. Ludwig, das mir im Laufe der Zeit zur zweiten Heimat wurde“, schreibt er in seinen Erinnerungen. Nach dem Abitur trat er 1956 in den Franziskanerorden ein. 1960 legte er die ewige Profess ab und 1962 wurde er in Paderborn zum Priester geweiht. Von 1963 – 1965 wirkte er als Präfekt und Lehrer im Kolleg St. Ludwig. Von 1965 – 1970 studierte er die klassischen Sprachen Latein und Griechisch in Kiel. Im dortigen Franziskanerkloster war er in diesen Jahren auch Guardian. Nach Staats- und Assessorexamen kehrte er 1972 wieder nach St. Ludwig zurück, wiederum als Lehrer und Präfekt. 1977 gehörte er zu den drei ersten Franziskanern, die nach Osnabrück umzogen, wo die Provinz die Ursulaschule übernahm. Hier wirkte er bis 1991 als Lehrer. Zusätzlich übernahm er von 1986 – 1991 den Dienst des Guardians für die Gemeinschaft an der Bramscher Straße. 1991 berief ihn der Generalminister Hermann Schalück an die Generalkurie nach Rom, wo er die „Acta Ordinis“ redigierte und den Dienst als Hausvikar wahrnahm. 1997 kehrte er nach Deutschland zurück, arbeitete in der Gemeinde St. Ludwig in Berlin mit und war von 1998 – 2004 dort auch Guardian. 2004 wechselte er als Hausvikar ins Warendorfer Kloster und 2006 in das Provinzialatskloster der Saxonia nach Hannover. Als das Hannoveraner Kloster bei der Vereinigung der deutschen Provinzen 2010 geschlossen wurde, wechselte er ins Kloster Dorsten. Hier verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens. In den vergangenen 1 ½ Jahren ließen seine geistigen Kräfte rapide nach. Darum wechselte er – in einem klaren Moment hat er dem Guardian das als Wunsch gesagt – in die Pflegeabteilung der Provinz im Theresianum in Fulda. Nach nur einer Woche ist er dort gestorben. In Paulus verabschieden wir uns von einem Mitbruder, der liebenswürdig, einfühlsam und aufmerksam seinen Mitbrüdern und den Menschen begegnete. Sein Scharfsinn und sein trockener Humor haben uns oft zum Staunen und zum Lachen gebracht. Er lässt viele Freunde hier auf der Erde zurück, Menschen, die ihn geliebt und geschätzt haben. Am 11. Februar haben wir P. Paulus in der Grabstätte der Franziskaner auf dem Dorstener Friedhof aan der Gladbecker Straße beigesetzt.



Ansprache beim Requiem für P. Paulus Lammers (11. 02, 2022)

Die Ansprache hielt der langjährige Kollege an der Ursulaschule in Osnabrück P. Geort Andlinger, der jetzt in Franziskanerkloster Kreuzberg in der Rhön lebt.


„Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt“. Diese Zeile aus einem Lied von Lothar Zenetti hat P. Paulus vor einiger Zeit aufgeschrieben mit dem Zusatz „Wahlspruch für Totenzettel und Totenbrief“. Mit dieser Zeile beginnt die letzte Strophe des Liedes. Die erste Strophe beginnt mit der Zeile „Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt“. 

Paulus war bereits bei der letzten Strophe des Liedes angekommen. Er war wohl zu der Gewissheit gelangt, dass seine Zeit mitten im Leben sich dem Ende zuneigte und dass er nun bald den Schritt mitten ins Sterben werde tun müssen. Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt. Das wissen wir alle – zumindest ist dieses Wissen in unserem Hinterkopf theoretisch vorhanden. Aber wenn wir noch mitten im Leben stehen, dann ist der Gedanke, dass wir zum Sterben bestimmt sind, nicht unbedingt die treibende Kraft unseres Handelns. Paulus hat mitten im Leben gestanden, überall dort, wo er gelebt hat, wo er gewirkt hat, wo ihm Aufgaben und Ämter übertragen wurden, wo er Verantwortung wahrgenommen hat, wo er mit Menschen zusammen war. Es war ein reiches und erfülltes Leben – davon gibt der Lebenslauf im Totenbrief Zeugnis. In seiner Kindheit im münsterländischen Holthausen wurde er „katholisch sozialisiert“, wie man heute sagt. Dann weitete sich sein Horizont, insbesondere sein Bildungshorizont, mit der Aufnahme als Schüler in das Kolleg St. Ludwig in den Niederlanden, wo er mit dem franziskanischen Leben vertraut wurde und wo sein Interesse an Latein und Griechisch, den Sprachen des klassischen Altertums, geweckt wurde, wo auch sein Intellekt herausgefordert, geformt und gebildet wurde. Nach dem Abitur trat er in den Franziskanerorden ein, um Theologie zu studieren und Priester zu werden, wie es viele seiner Klassenkameraden taten. Sein Interesse am klassischen Altertum, an der Philologie, an den alten Sprachen, war während seines Theologiestudiums lebendig geblieben. Es folgte das Zweitstudium in Latein und Griechisch und dann nach der Ersten und Zweiten Staatsprüfung eine lange, erfüllte und arbeitsreiche Zeit als Lehrer, zunächst in seiner alten Schule im Kolleg St. Ludwig, dann, von 1977 bis 1991 an der Ursulaschule in Osnabrück. Das war auch die Zeit unseres gemeinsamen Lebens und Wirkens im Franziskanerkloster an der Bramscher Straße und im Lehrerkollegium der Ursulaschule. An dieser Stelle möchte ich auch die anderen Mitbrüder nennen, die Franziskaner, die als Lehrer an der Ursulaschule tätig waren und inzwischen verstorben sind: Werinhard Einhorn, unser langjähriger Schulleiter, Ulrich Dünschede, der erste Guardian des Konventes an der Bramscher Straße, Dieter Sommer, Gabriel Fiehe, Rudolf Kohlstrung und Markus Hunecke. Viele Erinnerungen aus dieser Zeit in Osnabrück werden immer wieder in mir wach. Eine Erinnerung möchte ich hier herausgreifen, auch weil Paulus selbst davon gesprochen hat, als ich ihn im vergangenen Jahr zum letzten Mal hier in Dorsten gesehen habe. Paulus war Leiter des Fachbereichs Latein, ich war für Französisch zuständig, und so mussten wir beim Informationsabend für die neuen Klassen 7 die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 der damals in Niedersachsen noch existierenden Orientierungsstufe und deren Eltern über die Wahl zwischen Latein und Französisch als zweite Fremdsprache informieren. Paulus und ich wollten allerdings nicht nur informieren, sondern auch die Schülerinnen und Schüler für die Entscheidung zur Wahl der jeweils von uns vertretenen Fremdsprache motivieren und mussten also sozusagen als Kontraheten gegeneinander antreten, und dann konnte sich einer von uns beiden später bei den Anmeldungen, wenn die Zahlen der Anwahlen für Latein und Französisch bekannt waren, als „Sieger“ fühlen. 


Ich zitiere aus dem Totenbrief: 

In Paulus verabschieden wir uns von einem Mitbruder, der liebenswürdig, einfühlsam und aufmerksam seinen Mitbrüdern und den Menschen begegnete. (Und das gilt auch, so möchte ich hinzufügen, für die Art und Weise, wie er seinen Schülerinnen und Schülern gegenübertrat). Sein Scharfsinn und sein trockener Humor haben uns oft zum Staunen und zum Lachen gebracht. Er lässt viele Freunde hier auf der Erde zurück, Menschen, die ihn geliebt und geschätzt haben. 

Ja, das kann ich voll und ganz unterschreiben, und so werden ihn auch alle seine früheren Kolleginnen und Kollegen und Schülerinnen und Schüler in Erinnerung behalten. 


Diese Charakterisierung möchte ich noch etwas erweitern mit einem Zitat aus den Schriften der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. In ihrer Schrift Westfälische Schilderungen (1841/42) schreibt sie dem Münsterländer unter anderem folgende Eigenschaften zu: 


[Ein] tiefes Rechtsgefühl und eine stille Ordnung und Wirklichkeit, eine geringe Anlage zur Spekulation. Der Münsterländer ersetzt durch Eigenschaften des Herzens, was ihm an Geistesschärfe abgeht. Gänzlich abgeneigt, sich ungesetzlichen Handlungen anzuschließen, kömmt ihm doch an Mut, ja Hartnäckigkeit des Duldens für das, was ihm recht scheint, keiner gleich. 


Eine Einschränkung muss ich hier allerdings machen: Gute Eigenschaften des Herzens hatte Paulus ganz gewiss, wenn er auch nicht das Herz auf der Zunge trug, aber er musste mit den Eigenschaften des Herzens ganz sicher nicht mangelnde Geistesschärfe kompensieren. 


Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt. Wohin immer uns das Leben geführt hat, was immer die Erde uns geboten hat an Erlebnissen, Erfahrungen, Entdeckungen, Freude, Abwechslung und Genuss, die Erde, die uns vertraute Heimat war, die uns lockende Ferne war, die Erde, die fester Boden unter unseren Füßen war, diese Erde wird für uns alle einmal das Grab sein. Die Erde ist allen Menschen Grab geworden, die vor uns gelebt haben. Und so werden wir gleich den Leichnam der Erde übergeben. Unsere Erinnerungen an Paulus Lammers werden uns auf unserem Weg zum Friedhof und zum Grab begleiten. Aber unser Gedenken an den Verstorbenen, unsere Worte der Würdigung seines Lebens, unser Nachruf (bedenken wir einmal dieses Wort: Nachruf: da ist jemand von uns gegangen, und er geht einem Horizont entgegen, der uns noch verborgen ist; wir können nicht mehr von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden, wir können ihm unsere Worte nur noch nachrufen), also unser Nachruf, das sind vorletzte Worte, denn: Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt. In Gottes Gericht wird das letzte Wort gesprochen. Da nimmt Gott unser Leben in seinen Blick und in seine Hand – und er spricht sein Wort zu diesem Leben: Kein Nachruf wird es sein, sondern Einladung: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Amen. 




Hubert Nelskamp      gestorben am 19. 03. 2020

Hubert Nelskamp wurde am 05. November 1938 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Mit seinen drei Geschwistern wuchs er in Marl-Polsum auf. Sein Abitur hat er 1958 in Dorsten abgelegt. Zu seiner Heimatgemeinde und Familie hat er über alle Distanzen und Zeiten hinweg eine gute Verbindung gehalten.


Nach dem Eintritt in den Franziskanerorden 1959 in Rietberg studierte er Theologie in Warendorf und Paderborn. Die ewige Profess legte er am 19. April 1963 ab und empfing die Priesterweihe im Dom zu Paderborn am 22. Juli 1965.


Im Jahr 1966 wurde er in die Mission nach Japan ausgesandt. In Tokio studierte er bis 1968 die japanische Sprache. Danach wirkte er in der Pfarrarbeit in Osaka (Minoo, Ikuno und im Arbeiterviertel Kamagasaki). Später kümmerte er sich sehr stark um die Belange der philippinischen Gastarbeiter. Außerdem engagierte er sich in der sozialen Arbeit mit Nichtchristen. Ab 2002 lebte er in der Diözese Niigata, knapp 300 km nördlich von Tokyo. Zu seinen Aufgaben zählten die Betreuung eines Seniorenheims, eines Kindergartens und einer Sozialeinrichtung für alleinerziehende Mütter.


In seinem Brief an die Verwandten und Freunde in die Heimat zum Abschied aus Japan schrieb er: „Nach langem Überlegen und Beten habe ich mich entschlossen, aus Alters- und Gesundheitsgründen nach Deutschland zurückzukehren. In diesem Jahr werde ich 80 Jahre alt. Ich möchte den jüngeren Brüdern in Japan später nicht zur Last fallen. Ich werde nach Dorsten ins Franziskanerkloster gehen. Nach 50 Jahren in der Mission in Japan fällt der Abschied nicht leicht“. N


Hier in Dorsten konnte P. Hubert am 25. April 2019 sein Diamantenes Ordensjubiläum feiern. Für die Erzdiözese Köln war er noch als Seelsorger für die japanische Gemeinde in Düsseldorf tätig. Bruder Tod überraschte ihn im Schlaf in den frühen Morgenstunden am Hochfest des hl. Josef. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation fand die Beerdigung am Dienstag, dem 24. März 2020, im Familien- und Mitbrüderkreis in Dorsten statt.

Dietmar (Joachim) Birkwald gestorben am  30.06.2017

Joachim Birkwald wurde am 30.12.1928 in Guttentag (Schlesien) geboren. Dietmar hat immer erzählt, dass er zwei Tage zu früh geboren wurde, da er aufgrund seines Geburtsdatums schon in sehr jungen Jahren zum Kriegsdienst der Heimatflak einberufen wurde. Die Kriegszeit und was er persönlich dort erlebte, hat sich bei ihm tief eingeprägt.


Am 28. April 1949 trat er in das Noviziat in Rietberg ein. Seine ordensinternen Studien verbrachte er in Warendorf und München. Am 29. April 1953 legte er die Feierliche Profess ab und empfing am 11. April 1955 im Dom zu Freising die Priesterweihe.


Von 1957 bis 1964 absolvierte er ein Studium der Biologie in Kiel. Viele Jahre seines Wirkens verbrachte er in Ottbergen in den Aufgaben eines Stationarius, Lehrers und Vikars. In dieser Zeit entwickelte sich seine Verbundenheit mit dem „Dritten Orden“ („franziskanische Gemeinschaft“). Im Wendland hielt er viele Gottesdienste und jährliche Exerzitien. Von 1972 bis 1975 war er Lehrer an unserem Gymnasium in Großkrotzenburg. Zweimal versah er die Aufgabe eines Definitors in der schlesischen Provinz. Sehr gerne hat er seine Aufgabe in der Krankenhausseelsorge in Hannover und Ottbergen wahrgenommen. Bedingt durch die Klosterauflösung in Ottbergen kam er am 01. August 2012 in unser Franziskanerkloster in Dorsten.


Sein Hüftleiden und extreme Sehschwierigkeiten haben seine Tätigkeiten immer mehr eingeschränkt. Nach einem Sturz Anfang Juni verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend. Er war auf seinen Tod vorbereitet. Seine große Verehrung des Hl. Josef hat ihm darin Vertrauen geschenkt. Wir vertrauen, dass er nun schaut, was er geglaubt und verkündet hat.


Georg (Horst) Reis   gestorben am 13. April 2016

Am 26. März 1936 wurde Horst Reis in Sulzbach (Saarland) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Maurers. Während seiner Berufsausbildung war er auch Mitglied der Pfadfinderschaft St. Georg.


1956 bat er um Aufnahme in die Kölnische Franziskanerprovinz. Im Orden erhielt er den Namen „Georg“ und legte 1963 in Mönchengladbach die Feierliche Profess ab.


Bruder Georg verbrachte die Jahre 1965 bis 1975 und 1982 bis 1998 als Missionar in Taiwan; in der Zwischenzeit war er im Wallfahrtskloster Neviges tätig. In Taiwan führte er zunächst Maurer-und Bauarbeiten durch, später wirkte er auch als Deutschlehrer. Bis zu seinem Lebensende hielt er engen Kontakt zu seinen taiwanesischen Bekannten und ehemaligen Schülerinnen und Schülern. Durch seine schlichte und freundliche Art fand er unkompliziert Zugang zu den Menschen; so auch in Neviges, wo der Pfadfinderstamm von ihm als Kurat stark geprägt wurde.


Nach der Rückkehr aus der Mission 1998 war Bruder Georg zunächst wieder im Wallfahrtskloster Neviges und ab 2010 in Dorsten. In der Nacht vom 13. auf den 14. April 2016 starb er im Prosper-Hospital Recklinghausen.

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