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Gedanken zum Advent

Alles beginnt mit der Sehnsucht
Nelly Sachs
Alles beginnt mit der Sehnsucht,
immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres.
Das ist des Menschen Größe und Not:
Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe.
Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
dort bricht sie noch stärker auf.
Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott,
mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an ?
So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen,
dich zu suchen,
und lass sie damit enden,
dich gefunden zu haben.
                                                       
Herr, wir warten...
Herr, wir warten auf dein Kommen!
Manchmal tasten wir uns bang
durch die Tage unsres Lebens
wie durch einen dunklen Gang.
          Herr, wir warten auf dein Kommen!
         Oft schon sind wir ganz verzagt,
         zweifeln, ob sich wird erfüllen,
        was du zugesagt.
Herr, wir warten auf dein Kommen!
Wann bricht deiner Zukunft Schein –
Zukunft, die die Welt verändert –
in die Dunkelheit hinein?
          Herr, wir warten auf dein Kommen!      
          Gib, dass jeder, wo er ist,
          spüren mag schon hier und heute,
         dass du, Herr, im Kommen bist.  Verfasser unbekannt


Wachet auf, ruft uns die Stimme
Pfarrer Philipp Nicolai ist der Dichter des Liedes „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Blättert man in seinem Leben, gab es dicht aufeinander schwere Schicksalschläge, die Auslöser zu den Liedern gewesen sein könnten:
Im Herbst 1596 war er auf eine der beiden Pfarrstellen im westfälischen Unna berufen worden. Kaum dort, starb seine Schwester, die ihn versorgt hatte. Sie war kaum verstorben, da brach die Pest aus. Auf dem Kirchhof gleich hinter seinem Haus hatte er oft 20 bis 30 Beerdigungen an einem Tag. Vom Sommer 1597 bis zum Frühjahr 1598 raffte die Seuche 1.400 Menschen dahin.
Der Glaube an den Auferstandenen wurde zum Kern seiner Verkündigung und Seelsorge. Was hätte er auch einer Mutter sagen sollen, deren Kind an der Pest starb, oder einem Kind, das seine Eltern verlor! Das Leid anderer mittragen und nicht wissen, wann er dran ist, wurde für ihn zu einem Weckruf.
Aber das Leid für Philipp Nicolai nahm noch kein Ende. Die Pest war abgeklungen. Im Winter 1598/99 wurde bekannt: Spanische Reiter des kaiserlichen Heeres werden ihr Quartier in Unna aufschlagen. Nicolai wurde steckbrieflich als Papst-Hasser gesucht. Er floh. Das war schon das zweite Mal, dass er vor den kaiserlichen Truppen fliehen musste. Er flüchtete zur Grafenfamilie nach Waldeck, wo er vorher Erzieher des Grafensohnes gewesen war. Kaum war er dort, starb sein geliebter Schüler. Das war der härteste Schlag für ihn.
Doch als die Not für ihn am größten wurde, kam Gott ihm am nächsten. Man kann es mit dem Abstieg Jesu in das Reich des Todes vergleichen: Wäre Jesus nicht dorthin hinabgestiegen, wäre es zu keiner Auferstehung gekommen. So musste auch Philipp Nicolai die tiefsten Tiefen durchmessen, bevor er zu den „königlichen“ Liedern inspiriert wurde, die Generationen von Menschen getröstet haben.
 Er selbst schreibt dazu: In der Zeit der schweren Prüfungen habe er den Glaubensartikel vom ewigen Leben, die Bibel und die Schriften „des alten Lehrers St. Augustin“ gründlich durchforscht. Er folgerte daraus, die Ankunft des Bräutigams für seine Braut, die Kirche, sei ein Ereignis, auf das im Glauben Vorbereitete und mit guten Taten Gerüstete freudig zugehen. Mit seinem Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ knüpfte er an den Vers aus dem Gleichnis Jesu an: Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! (Mt 25,6)
 Diesen Ruf formte er zu den Worten:
             „Wachet auf“, ruft uns die Stimme
             der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
             wach auf, du Stadt Jerusalem.“
             Mitternacht heißt diese Stunde,
             sie rufen uns mit hellem Munde:
            Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
           Wohlauf, der Bräutgam kommt;
           steht auf, die Lampen nehmt.
          Halleluja.Macht euch bereit
          zu der Hochzeit,
         ihr müsset ihm entgegengehn.“   


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